Henrik lbsen (1828-1906)
Geboren am 20.3.1828 in Skien. Sohn eines reichen Kaufmanns, der bei seinem
Bankrott aus der Gesellschaft ausgestoßen wurde; diese bittere Erfahrung des
8jährigen wurde später für ihn zum Hauptthema vieler Dramen.
Er beschloß, zum »Broterwerb« Apotheker zu werden, und schrieb 1848 - dem
Revolutionsjahr - neben revolutionären Gedichten das Schauspiel »Catilina«, eine
Abrechnung mit der Gesellschaft Roms. 1850 Stud. med. in Oslo. Starkes
politisches Engagement. Freundschaft mit Björnson. 1851 künstlerischer Leiter
des neuen Theaters in Bergen, in dem seine Stücke aufgeführt wurden, wodurch er
praktische Erfahrungen in der Dramaturgie sammelte. 1852 Studienreise nach
Dresden. 1857-1862 Direktor des »Norske Teatret«, Oslo, dessen Zusammenbruch ihn
auch wirtschaftlich schwer belastete. 1858 Heirat mit Susannah Thoresen. 1864
erhielt er durch die Vermittlung Björnsons ein Stipendium für eine Studienreise
ins Ausland und blieb bis 1891 in Rom, Dresden und München. Mit seinem Thesen-
und Diskussionstheater wurde er besonders mit den Stücken aus dieser Periode zum
Begründer einer modernen Schauspielkunst. Bei seinem Tode am 23.6.1906 in Oslo
hielt man ihn für den größten »modernen« Romandichter.
Bedeutender norwegischer Dramatiker, der mit seinen gesellschaftskritischen
Anliegen als Kämpfer gegen anfechtbare bürgerliche Moral und die »Lebenslüge«
gilt. Während seine Geschichts- und Weltanschauungsdramen, zum Beispiel
»Nordische Heerfahrt« (1858) oder »Peer Gynt« (1867), unter Zeitverfallenheit
leiden, erweisen sich gerade die zeitgebundenen Gesellschaftsstücke als
überzeitlich aktuell durch ihr menschlich-revolutionäres Anliegen. Zwar haben
sich die Akzente häufig - wie etwa in »Nora« - verlagert, ohne daß jedoch das
Anliegen an Eindringlichkeit verloren hat.
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